Das Projekt
Das Projekt www.haydn5.com - Ein Vorwort
Es war naheliegend, ja fast unvermeidlich, sich nach der intensiven Auseinandersetzung mit dem Italienischen Opern-Oeuvre Joseph Haydns auch seinen 5 Oratorien zuzuwenden. Beide (musikdramatischen) Gattungen – und die Klassifizierung Musikdrama trifft bei zumindest einem der Oratorien vollends zu – bestimmten das Schaffen Joseph Haydns, bzw. „bildeten“ seinen Ruf in der Geschichte, wenngleich in konträrer Richtung. Während Haydn als Opernkomponist vollkommen ignoriert, wenn nicht gar negiert wird, wird er als der Schöpfer der größten Oratorien insgesamt gefeiert. Wie kann das sein? Eine mögliche Antwort darauf sollte meine auf dieser Homepage ebenfalls veröffentliche ESTORAS-THEORIE sein.
Ein bestimmendes Werk, das diese Antwort mitbegründet, ist der vorhin angesprochene musikdramatische Hybrid in Haydns Oratorien-Oeuvre, der den Meister selbst nie losgelassen hat. Ein besonderes Werk, von dem Haydn selbst offensichtlich – und das zu Recht – im höchsten Maße angetan war: Il ritorno di Tobia. Ein Schlüsselwerk in Haydns Karriere, vor allem während seiner wichtigsten Phase am Hofe des Fürsten Esterházy.
„unter andern meinen wercken haben folgende den meisten beyfall erhalten die operen. le Pescatrice L'incontro improviso. l'infedelta delusa. das oratorium Il Ritorno di Tobia. in wienn aufgeführt. das Stabat Mater."
In seinem autobiographischen Schreiben an Mademoiselle Leonore vom 6. Juli 1776 erwähnt Haydn explizit nur (bis dahin komponierte) Opern und Oratorien. Und dabei geraten wir schon in das erste Dilemma: Ich führe das Stabat Mater unter den Oratorien an. Ist es ein Oratorium? Dieses Stabat Mater zählt zwar zu den wichtigsten Vertretern seiner Gattung (etwa Pergolesi) wird aber von der Musikwelt nach wie vor nicht als Oratorium eingeordnet! Und Haydns Aufnahme desselben als Oratorium in den eigenen Werkkanon ist der Fachwelt nicht genug! Andererseits Il ritorno di Tobia; eindeutig als Oratorium identifiziert – was es „eher“ nicht ist – wird es dennoch vom Konzertbetrieb gemieden. Wie sind solche Ambivalenzen möglich? Im Falle von Il ritorno di Tobia hat die Klassifizierung als Oratorium geschadet, denn eine Aufführung als solches wird dem Gehalt dieses fantastischen Werkes niemals gerecht. Es ist richtig: Joseph Haydn bekam den Auftrag für ein Oratorium, er benannte es am Titelblatt auch als solches – ging aber in der Komposition selbst weit darüber hinaus, sprengte die damals üblichen Metastasio-Konventionen. Es ist nun einmal mehr eine Opera seria – es ist als ein durch und durch musikdramatisches Werk zu verstehen!
Es gab also genug der Gründe, die 5 Oratorien Joseph Haydns aufzugreifen und darzustellen und damit auch alle Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Allen voran die Anzahl: Es sind fünf Oratorien - www.haydn5.com!
- Stabat Mater von 1767
- Il ritorno di Tobia von 1775/1784 (2. Fassung)
- Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze (1786 Orchesterfassung bzw. 1795 Fassung für Oratorium)
- Die Schöpfung 1798
- Die Jahreszeiten 1801
Zur Handhabung der Homepage www.haydn5.com
Dieses Kompendium versteht sich wie www.haydn13.com und www.haydn107.com als wissenschaftliche, aber dennoch für jeden leicht verständliche „Informationsplattform“, als ein Ort, an dem Interessent*innen Haydns Oratorien unkompliziert und umfassend kennen lernen können.
Die Besucher*innen werden gleich auf der Startseite ein farbenfrohes Bild erwarten. Jede Farbe widerspiegelt den Grundcharakter des jeweiligen Oratoriums. Für die meisten Oratorien stehen sowohl Partituren als auch Tonbeispiele bereit.
Innigsten Dank
Beide Homepages sind parallel entstanden. Und der Kreis an öffentlichen Fördergebern, Institutionen und Personen ist annähernd derselbe geblieben.
Der größte Dank gilt meiner Familie, meiner Frau Silvija, für ihre Unterstützung: So ein virtuelles Unterfangen macht man aus Überzeugung und purem Idealismus. Das setzt großes Verständnis des direkten familiären Umfeldes voraus. Dank auch meinem lieben Freund und grandiosen Lektor Harald Schellander, der mich so oft inspirieren konnte.
Letztendlich aber setzt die Kreation solcher virtuellen Kompendien finanzielle und „materielle“ Unterstützung voraus. Und wie bei bisher allen Homepages im Haydn-Joseph-Projekt finden sich hier zwei Institutionen. Die Kulturabteilung der Niederösterreichischen Landesregierung, die mit Herrn Mag. Michael Linsbauer einen umsichtigen und visionären Unterstützer der Idee Joseph Haydn hat. Unschätzbar wichtig für die Haydn-Pflege. Herzlichen Dank!
Und als private Institution ist es die Haydn Stiftung Eisenstadt mit Herrn Dr. Walter Reicher, die dieses Unterfangen finanziell unterstützt aber vor allem durch Anregungen und Dokumenten mitgestaltet. Ohne die vielen reflektierenden Gespräche mit Herrn Dr. Walter Reicher würde es diesen gesamten virtuellen „Haydn-Komplex“ nicht geben ... Danke!
MÖGLICH gemacht wurde die neueste Erweiterung aber erst durch eine Privatmäzenin, eine Philanthropin im ursprünglichsten Sinne: Sie stellt die größte Überraschung dar. www.haydn5.com und www.haydn-joseph.com wären nicht mehr ohne die Unterstützung privater Sponsoren und Mäzene möglich gewesen. Das Institut Belisama unter Ihrer visionären Gründerin Grete Polesnig machten diese beiden letzten Homepages überhaupt vorstellbar. Nachdem diese Grande Dame der Kunst meine beiden ersten Homepages www.haydn13.com und www.haydn107.com gesehen hatte, bot sie von sich aus an, meine Arbeit an Haydn mitzufinanzieren. Im Namen aller Haydn-Liebhaber ein innigstes Dankeschön.
Natürlich ergeht mein Dank auch Herrn Dr. Armin Raab, dem Wissenschaftlichen Leiter des "Joseph Haydn-Institut" in Köln. Und ganz besonderen Dank darf ich dieses Mal dem Laaber-Verlag und Herrn Matthias Bückle für die Bereitstellung des Haydn-Werkverzeichnisses sowie der Chronik aussprechen.
Dr. Michael Fendre, Dirigent